Im Laufe eines Aquarianerlebens ergibt sich immer wieder der Wunsch den Besatz aufzustocken oder zu ergänzen. Sei es, dass Besatzfische sterben, ein größeres Aquarium angeschafft wird oder einfach die Stückzahl erhöht werden soll. Es gibt vielfältige Gründe neue Fische einem vorhandenen Besatz hinzuzufügen.

Neue Fische ins Aquarium einsetzen

Für das Einsetzen von Neuzugängen gibt es 2 unterschiedliche Vorgehensweisen:

  1. Direktbesatz
  2. wechselweise Quarantäne

Direktbesatz

Diese Methode wird in der Populärliteratur häufig genannt und auch vom Zierfischhandel meist empfohlen. Es ist auch sehr einfach. Man öffnet die Transporttüte und hängt sie ins Aquarium. Dadurch wird die Wassertemperatur langsam angeglichen. Sodann wird alle 15-30 Minuten etwas Aquarienwasser in die Transporttüte gegeben zwecks Gewöhnung an das neue Wasser. Nach 2-3 Stunden werden die Neuzugänge herausgekeschert und ins Aquarium gesetzt, ohne Transportwasser.

Das kann gut gehen, muß aber nicht. Denn wesentliche Faktoren bleiben dabei unberücksichtigt: Krankheiten und Keimunverträglichkeiten. Dass eingeschleppte Krankheiten auch den Altbestand gefährden ist ja nicht neu und  verständlich. Weniger bekannt aber ebenso gefährlich sind Keimunverträglichkeiten. Fische leben wie andere Lebewesen auch in Gesellschaft mit Myriaden von Mikroben und haben eine körpereigene Immunität dagegen. Beim Umsetzen kommen sie nun mit fremden Keimen in Kontakt, gegen die sie nicht immun sind und die unter Umständen Krankheiten hervorrufen können. Auch der Altbesatz ist gefährdet durch neu eingebrachte Keime.

Wechselweise Quarantäne – die Theorie

Das Immunsystem kann mit unbekannten Erregern schlecht umgehen, es kann aber in gewissem Maß trainiert werden. Darauf basiert die Idee der Quarantäne mit langsamer Anpassung. Zunächst werden neue Fische in ein separates Aquarium gesetzt. Es kann auch eine Plastikbox oder ähnliches sein. Wichtig ist eine adäquate Wasserbewegung bzw. Filterung, Beheizung und Thermometer. Während einer Eingewöhnungsphase werden häufige Wasserwechsel mit Leitungswasser bzw. keimarmem entsprechendem Rohwasser gemacht. Dadurch wird der Umsetzstress abgebaut und der Fischorganismus hat Zeit sich auf die neuen Wasserverhältnisse einzustellen. Auch wird die Keimbelastung des Wassers dadurch minimiert. Wesentlich ist die 2. Phase. Nun wird dem Wechselwasser Aquarienwasser aus dem Bestimmungsaquarium beginnend mit kleinen Dosen beigemischt. Im Gegenzug wird das Quarantänewasser ins Zielaquarium gegeben. Die Dosis wird langsam über Wochen gesteigert, bis Quarantäne- und Aquarienwasser 1:1 getauscht werden und sich somit im Quarantänebecken nur mehr Aquarienwasser befindet. Dem folgt eine gewisse Beobachtungsphase und dann werden die Neuzugänge ins Aquarium gesetzt. Über die Zeitdauer dieser Prozedur gibt es verschiedene Ansichten. Unter 3 Wochen würde ich aber nicht gehen wollen, länger geht immer. Klarerweise können während der Quarantäne Ausfälle auftreten. Vorerkrankte oder sonstwie geschwächte Fische kann man nie sicher ausschliessen. Dass man bei allfälligen Problemen entsprechende Maßnahmen ergreift, versteht sich von selbst.

Wechselweise Quarantäne – gelebte Praxis

Im Laufe der Jahre haben wir schon den einen oder anderen Fisch einem Altbestand zugefügt. Zunächst war der Direktbesatz das Mittel der Wahl. Ist ja kein Aufwand, den einen oder anderen Ausfall kann man ohnehin nicht verhindern. Bis uns ein einzelner Kaufguppy ein komlettes Aquarium mit 112 Liter und einer entsprechenden Fischanzahl entvölkert hat. Ein paar Tage nach dem Einsetzen. Über nacht quasi. Überlebt hat nur Methusalem, ein Antennenwelsmännchen, das jetzt etwa 15 Jahre alt ist. Seitdem machen wir bei Neuzugängen ausschliesslich die wechselweise Quarantäne und der Erfolg gibt uns recht. Es gibt sehr wenig Ausfälle bei den Neuzugängen und der Altbestand ist geschützt. Für die wechselweise Quarantäne, aber auch für die sehr seltene Medikamentbehandlung von Fischen, haben wir ein kleines Glasbecken mit 18 Liter. Das steht normalerweise im Schrank, gefüllt mit aquaristischem Kleinzeugs nimmt es keinen Platz weg. Einen Tag vor dem Fischkauf wird das Becken in Betrieb genommen. Zunächst wird etwas Sand aus einem der Aquarien entnommen und heiss gewaschen und eingefüllt. Dann wird mit Leitungswasser befüllt. Ein kleiner Innenfilter sorgt für Wasserbewegung und somit entsprechenden Gasaustausch. Ein 15W-Heizer für die entsprechende thermometerkontrollierte Wassertemperatur. Am nächsten Tag werden die Neuzugänge mit Transportwasser eingesetzt. Während der folgenden 1-2 Wochen machen wir zunächst täglich, später alle 2-3 Tage Wasserwechsel mit temperiertem Leitungswasser. Die Wechselmenge wird gesteigert, von der 4l- auf die 10l-Gießkanne. Danach wird dem Wechselwasser zunächst etwa 2l Aquarienwasser zugefügt. Die Menge wird über 1-2 Wochen gesteigert, bis nur mehr reines Aquarienwasser zum Einsatz kommt. Die nächsten 1-2 Wochen wird nun wechselweise Quarantäne- und Aquarienwasser getauscht. Dazu senken wir den Wasserstand im Aquarium und füllen mit Quarantänewasser auf. Im Gegenzug wird dann Aquarienwasser entnommen und ins Quarantänebecken gefüllt. Zuerst mit der 4l-Gießkanne, dann mit der 10l-Kanne. Und irgendwann haben wir genug gespielt und die Tiere werden umgesetzt.

Fertig!

Kinder, wie die Zeit vergeht! Sind da wirklich 6 Wochen ins Land gezogen … Nun ja, die wichtigste Tugend des Aquarianers ist Geduld.

Updated 8. Februar 2019 by KRH

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